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Medikamentöse Therapie (außer Überfunktionstherapie)
Für fast alle Schilddrüsenprobleme stehen hochwertige Medikamente zur Verfügung.
Behandlung der Struma und Schilddrüsenknoten
Bei Vergrößerung der Schilddrüse kommen Jod, Thyroxin oder Thyroxin/Jod-Kombinationen zum Einsatz. Diese Medikamente sind nebenwirkungsarm, da Jod ein natürliches Spurenelement ist und das Hormon L-Thyroxin heute, auf das Atom genau, wie das menschliche Hormon hergestellt wird. Probleme ergeben sich meist durch zu rasche Dosissteigerung oder Dosisänderungen um mehr als +/- 25 µg Thyroxin pro Tag.
Jodmangel läßt die Schilddrüse anschwellen und es kommt auch zur Zellvermehrung der Drüsenzellen. Nach einer gewissen Zeit des Jodmangels entwickeln sich dann auch mehr und mehr Zellhaufen, die Schilddrüsenknoten. Diese Knoten können wachsen oder auch zusätzlich unkontolliert Hormone bilden, die den Körper dann in eine Schilddrüsenüberfunktion treiben. In seltenen Fällen werden diese Knoten bösartig.
Durch die Behandlung mit Jod und/oder Thyroxin wird die Schilddrüse ruhiggestellt (wie in einem "Gipsverband"). Wie alle ruhiggestellten Organe schrumpft dann auch die Schilddrüse und teilweise auch die Knoten. Die wirksamste Behandlung für Struma und Knoten ist z.Z. die Thyroxin-Jod-Kombination (LISA-Studie). In Deutschland, als ehemaligen Jodmangelgebiet, ist eine solche Therapie bei Patienten unter 40 Jahren durchaus häufig erfolgreich und wird von den internationalen Leitlinien als Therapieversuch empfohlen.
Thyroxin muß morgens nüchtern, ca. 20-30 Min. vor dem Frühstück eingenommen werden, da das Nahrungseiweiß Schilddrüsenhormone inaktiviert. Säurehemmer (Omeprazol,Pantoprazol), Dilclophenac, ASS, Eisenpräparate und Calzium sollten mind 3-4 Stunden später eingenommen werden, da diese Medikamente auch die Thyroxin-Wirkung beeinflussen.
Sollten Sie zu einer Blutentnahme zur Hormonkontrolle (Schilddrüsen-Werte) bestellt sein, so nehmen Sie an diesem Tag die Schilddrüsen-Medikamente (L-Thyroxin, Thyronajod®, Novothyral® usw.) erst nach der Blutentnahme um Verfälschungen der Untersuchungsergebnisse zu vermeiden!
Für die Therapieeinstellung sind die Schilddrüsen-Laborwerte nur eine Orientierung wichtiger ist das Befinden des Patienten. Auch abweichende Laborwerte werden bei guter Befindlichkeit mitunter hingenommen. Nicht jeder abweichende Laborwert bedeutet auch Kranksein !
Behandlung der Unterfunktion
L Thyroxin wird, neben der Verkleinerungs-Behandlung der Schilddrüse und deren Knoten, zur Ausgleichsbehandlung der Schilddrüsen-Unterfunktion mit entspechendem Hormonmangel eingesetzt.
Der Prozess der Dosisfindung ist bei einzelnen Patienten zeitaufwendig und subtil, insbesondere wenn eine besondere genetische Variante (Dejodase II-Defekt) vorliegt. Auf die Qualität der Einstellung haben verschiedene Faktoren Einfluß. Die notwendige L-Thyroxin-Dosis ist abhängig von verschiedenen Lebensumständen, wie Alter, Körpergewicht, Schwangerschaft, Einnahme von Östrogenen und Klimakterium. Auch bestimmte Medikamente oder Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes beeinflussen den Hormonbedarf.
Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserem Ratgeber "Schilddrüse im Brennpunkt" von Dr. med. Bernd Lorenz siehe unten (im Kapitel: Medikamentöse Therapie).
Nicht immer gelingt eine zufriedenstellende Einstellung, da nach neuesten Erkenntnissen von einer gesunden Schilddrüse mehrere hormonaktive Stoffe produziert werden, die aktuell zur Erstztherapie noch nicht zur Verfügung stehen. Die entsprechende Forschung (" THYREOID TRANS ACT") ist angelaufen. Ob und ab wann dann neue Medikamente zur Verfügung stehen kann z.Z. noch nicht vorhergesagt werden.
Probleme mit der Einstellung auf eine Schilddrüsenhormon-Behandlung entstehen nicht selten durch zu schnelles Steigern der Dosis oder eine zu hohe Anfangsdosis.
Laborkontrollen der Einstellung sollten erst nach 6-8 Wochen nach der Dosisänderung erfolgen. Zu den Laborterminen sollte vorher noch kein L-Thyroxin eingenommen werden, um Verfälschungen zu vermeiden.
Apruptes Absetzen von Schilddrüsen-Hormonen wegen auffälliger Laborwerte sollte vermieden werden. Dosis-Korrekturen werden allgemein zwischen 12,5 - 25 µg vorgenommen.
Bei einer Unterfunktion kommt gelegentlich neben L-Thyroxin auch eine Kombination aus L-Thyroxin und Trijodthyronin zum Einsatz (Novothyral®, Prothyrid® oder Thybon®). Diese Alternativtherapie ist jedoch nicht für alle Patienten gut verträglich und sollte durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden. Etwa 90% der Patienten mit einer nicht zufriedenstellenden Einstellung der Unterfunktion (gestörte Schilddrüsenhormonwirkung) mit L-Thyroxin kann mit dieser Alternative geholfen werden. In einzelnen Fällen können auch Extrakte aus Schweineschilddrüsen (in der Alternativmedizin auch "Natürliche Schilddrüsenhormone" genannt) oder die Einstellung auf eine Kombination aus L-Thyroxin und Trijodthyronin mit verzögerter Freisetzung (Receptura-Apotheke Frankfurt a.M.) hilfreich sein. All diese Therapieansätze sind aktuell noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht und abgesichert. Die Einstellung solcher Patienten gehört auf jeden Fall in die Hand eines erfahrenen Facharztes. Nur durch eine vorsichtige Probetherapie kann die Wirksamkeit ermittelt werden. Dies ist oft ein langwieriger Prozess, der sehr viel Erfahrung benötigt.
Sofern eine Unterfunktion der Schilddrüse auf der Basis einer immunogenen Entzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) vorliegt, kann in besonderen Fällen eine Therapie mit Selen günstig sein. Selen hat eine Entzündungshemmende Wirkung an der Schilddrüse und die Schilddrüsen-Antikörper (TPO) gehen unter Therapie zurück. Auch das allgemeine Befinden und der Haarausfall kann bei einzelnen Patienten günstig beeinflußt werden.Da das Zulassungsverfahren für Selen noch nicht abgeschlossen ist, sind diese Medikamente vorerst nur privat verordnungsfähig, auch weil die vorliegenden Studien bisher keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit von Selen bei einer Autoimmun-Thyreoiditis erbracht haben. Selen-Dosisfindungs-Studien zeigten, dass Selen unter 200 µg/Tag, nicht wirksam ist. Das Natrium-Selenit ist am wirksamsten und sollte maximal 6 Monate genommen werden. Eine Wirkung darüber hinaus ist wissenschaftlich nicht belegt.
Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserem Ratgeber "Schilddrüse im Brennpunkt" von Dr. med. Bernd Lorenz siehe unten.
Behandlung der Überfunktion
Siehe Kapitel Überfunktion.